...leider leider musste ich nach der ersten Etappe passen...Warum könnt ihr nun nachlesen...
Wir sind super gut drüber gekommen über die Pyrenäen, trotz jeglicher Warnungen die erste Etappe von knapp 30km nicht komplett zu gehen, war es super klasse und trotz 8kg Rucksack und einem "bescheuerten" Hund an der Leine easy...Es war wirklich toll...
Wir sind glaub ich letzten Donnerstag morgens um 8 Uhr in St. Jean Pied de Port zu unserem ersten Aufstieg aufgebrochen und abends so gg. 18 Uhr in Roncesvalles angekommen.
Es war wirklich gigantisch. Es ist so wahnsinnig viel passiert...
Wir waren quasi mitten in den Wolken unterwegs und man konnte keine 20meter weit sehen.
Auf dem Camino war die Hölle los. Vor mir 20-30 Leute, hinter mir 20-30 Leute.
Gelsenkirchener Kegelclub-Atmosphäre und wir mitten drin !!!
Nach den ersten 8km konnten wir uns ganz gut absetzen und trotzdem schlängelten sich die Menschen wie eine Karawane den Weg hoch.
Waya war sehr unruhig und nervös. Hunderte Schafe waren auf den Bergen anzutreffen und sogar Pferde standen dort oben in der irgendwie sehr surrealistischen Gegend herum.
Waya mußte an die Leine weil sie die Schafe zum fressen gern hatte.
Und so stolperte ich teilweise mit Waya an der Leine durch die Pyrenäen.
Wie bereits erwähnt waren sehr sehr viele Menschen unterwegs, und Waya war völlig durch den Wind und meinte jeden verbellen zu müssen der uns näher kam.
Sie war wie ausgewechselt und nicht zu beruhigen.
Nach einem sehr kniffeligen Abstieg (bei dem ich mir fast die Ohren brach) erwartete uns in Roncesvalles ein sehr kühler Empfang.
Busseweise Touristengruppen mischten sich unter die Pilger.
Es war so voll dass man unterhalb der Herberge Container für die Unterbringung der Pilger aufgestellt hatte.
Ich durfte mit Waya nirgends rein, das war ja klar, aber ich rechnete NICHT mit dem Theater was Waya startete als ich sie kurz anpflockte um wenigstens etwas essbares zu holen.
Selbt dann noch wenn ich 1 meter neben ihr saß.
Sie war völlig ausser sich- Schrie, quietschte und heulte.
Ich hatte dann wirklich sehr sehr nette Hilfe von Artjom, einem jungen Mann aus Estland.
Er hatte bereits Santiago erreicht und war auf dem Rückweg.
Er hatte den Camino ohne Geld und ohne großartige Habe gemeistert und bot mir an mir bei der Zeltplatzsuche zu helfen und auf Waya zu achten während ich wenigstens mal duschen konnte...
Gesagt getan.
Die Nacht im Zelt war unruhig, so dass ich Waya irgendwann losband...sie blieb tatsächlich neben dem Zelt liegen und schlief. Irgendwann Nachts war sie wohl auf Wanderschaft...
Ich versuchte zwar zu schlafen aber meine Gedanken kreisten eher um die Frage : Schaffe ich den Weg überhaupt mit einem derartig "panischen" Hund? (Wir waren ja schon quasi berühmt, ich, die Frau mit dem "Panic-Dog" oder "Crazy-Wolf")
Artjom war ja den Weg bereits gegangen, und ein bisschen nahm er mir die Entscheidung ab.
Alleine wäre es für mich nur schwer zu bewältigen gewesen, und ich hatte arge Bedenken ob Waya nich vielleicht doch aus lauter Panik jemanden verletzen könnte und diese Verantwortung noch zusätzlich zu den körperlichen wie auch psychischen Strapazen konnte ich nur schwer tragen.
Also gingen wir zusammen den gleichen Weg über die Pyrenäen zurück wie wir ihn gekommen waren...Zähneknirschend.
Ich wußte ja was uns erwartete...eine Kletterpartie...Was ich in den folgenden Stunden und Tagen erlebte übertraf jedoch alles was ich je erwartete.
Mit jedem Schritt hinauf wuchs meine Wut. Ich hatte aufgegeben...
Hätte ich die Puste dazu gehabt, ich hätte gewettert wie ein Rohrspatz- noch dazu nahm mir Artjom irgendwann meinen Rucksack und den Hund !! ab. Er trug nun seinen UND meinen Rucksack !!! Und es schien eine Leichtigkeit für ihn zu sein.
Einige von Euch kennen mich, und es ist ein absolutes No GO für mich so eine Hilfe zu erbitten, geschweige denn widerstandslos so eine Geste einfach nur anzunehmen. Ich hätte den Rucksack ohne murren weitergechleppt, wäre nicht mal auf die Idee gekommen um Hilfe zu bitten...
Tja, in diesem Falle wurde ich einfach übergangen, ich war sooooo wütend !!! Oben angekommen durfte ich meinen Rucksack für einige Kilometer wieder haben...
Und mit jedem Schritt wurde ich ruhiger bis dann mein Ärger und mein Frust irgendwann zusammen mit dem Nebel ganz verschwunden waren...
Irgendwann wurde es dunkel und wir verliefen uns irgendwo am Fusse der Berge. Wir fragten einige Einheimische nach dem Weg doch so richtig helfen wollte uns keiner, eine Frau mit Auto, die wir irgendwann einfach anhielten, sagte uns wir seien auf dem richtigem Weg, sie wendete kurz drauf und fuhr uns dann doch überraschender Weise, sammt Hund!!!, die restlichen 3km BIS zu meinem Auto!!!
Dort angekommen wurden erstmal die Rucksäcke und Hund im Auto verstaut...Waya war heilfroh und nun wieder völlig normal.
Und so gabs erstmal eine rieeeeeeeeeeeesen Portion Spaghetti Carbona und lange Gespräche.
Am nächsten Tag wollte ich die Heimreise antreten. Artjom der irgendwo nächtigte und wiedertraf nahm ich ein Stück mit, er wollte weiter nach Italien.
Ich wollte einen Abstecher ans Meer machen, die Nacht zusammen mit Waya am Strand verbringen und einen Abschluss finden...Und DEN habe ich gefunden.
Abends an einer Kreuzung irgendwo bei Bayonne flog meine Autotür auf, 4 Männer standen um mein Auto herum und schwups hielt mir einer ein Messer an den Hals. Müde, fertig und völlig im Eimer hatte ich noch nichtmal Angst---seltsamerweise.
Ein 2ter riss mich inzwischen durch die Beifahrertür nach draußen, scheuerte mir eine, so dass ich echt zu Boden ging, alle 4 stiegen in mein Auto und wollten losfahren. Hab nu ne dicke Lippe und ganz viele nette blaue Flecken...
Tja, und was fiel mir ein in diesem Moment ?? Mein Tabak, der lag auf dem Beifahrersitz.
Ich bat die Jungs also darum wenigstens meine Kippen da zu lassen...Nunja, sie taten es und fuhren weg. MIT WAYA !! Und ich stand da.
Dreckig, staubig und müde, völlig orientierungs-sowie fassungslos.
5 Minuten später kam eine Polizeistreife. Ich benötigte ca 15 Min. um den "netten" Herrn Wachtmeistern klar zu machen dass ich kein ein odachloses Drogenopfer bin, meine Papiere im geklauten Auto sind und somit ging eine Fahndung nach meinem Auto samt Hund raus.
Man bot mir weder eine Übernachtungsmöglichkeit noch sonstwas an, lediglich sollte ich am nächsten morgen zur Gendamerie kommen um weitere Infos zu erhalten. Da stand ich nun...irgendwo im Nirgenswo...
Ich hielt es ca. bis 3 Uhr morgens aus und ging zur Wache. Dort stand dann tatsächlich mein Auto und ich erfuhr dass es irgendwo in einer Seitenstraße gefunden wurde. Eine verdutzte Waya saß hinten im Auto und war noch da, ebenso meine Kamera und das Geld was ich noch am Mann hatte, und kurz vorher bei einem Tankstop hinten in Wayas Autobox gebunkert hatte, wohlwissend dass Frankreich manchmal ein heißes Pflaster ist und dass an Wayas Box wohl keiner ran geht 'lach'.
Der Rest meines Autos war komplett verwüstet. Rucksack und Klamotten aber noch da.
Bin erst seit gestern wieder zu Hause und hatte noch nicht die Muse genau nachzusehen was fehlt. Ändert ja doch nix...
Tja, nach einigem Papierkrams fuhr ich mit Waya zurück zum Strand.
Es war toll, abgesehen von der Tatsache dass wir fast von einem Trecker überfahren wurden...dieser reinigte den Strand.
Und den Jägern die unmittelbar hinter uns in den begrünten Dünen nach Hasen jagten und ein Querschlägern knapp 10m neben uns einschlug...
In diesen paar Tagen auf dem Camino habe ich sehr viel gelernt. Etwas was ich nicht niederschreiben kann weil ich es selbst noch nicht ganz erfasst habe.
Aber ich kann definitiv sagen es hat etwas in mir verändert.
Sicherlich ist es nicht toll ausgeraubt zu werden, aber in meinem Falle kann ich sagen es ist toll und wichtig auch mal aufzugeben, nicht verbissen dort weiter zu kämpfen wo ein Sieg ausichtlos oder gar unnütz ist. Es gab viele Niederlagen in meinem Leben, aber ich habe gelernt diese nun endlich auch mal kampflos einfach hinzunehmen.
Mein Camino ging über 70km, und er hat mir gezeigt dass es sich nicht lohnt an Dingen festzuhalten die so unwichtig wie ein Kropf sind... dazu gehört,
dass er mir gezeigt hat wie es sich anfühlt los zu lassen, Schritt für Schritt...im wahrsten Sinne des Wortes...Widerstände einfach aufzugeben...Dieser unbändige Wille in mir es auch "ALLEINE" zu schaffen, weil ich immer denke dass wenn ich die Dinge selbst in die Hand nehme bin ich auch selbst Schuld wenn sie Schief gehen... mal fallen zu lassen... Zu verstehen dass andere einem durchaus auch mal eine Last abnehmen und das tatsächlich gerne tun...Warum auch immer...
Vielleicht versuche ich es im nächsten Jahr noch einmal---Wer weiss !!!
Fotos unseres Abenteuers (nix anderes war es) gibt es heute Abend...
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huhu du da. schöne fotos haste gemacht. gefallen mir echt gut:-)
AntwortenLöschenliebe grüsse
jessica
Hallo du hast eine Nachricht im Pilgerforum
AntwortenLöschenGruß Wolfgang